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Adventszeit: Nachhaltige vs. nicht nachhaltige Kerzen
Aus Espresso vom 20.12.2021. Bild: Imago
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Schlauer i d’Wuche Gibt es nachhaltige Kerzen?

Ja, die gibt es. Aber sie sind eher die Ausnahme und teurer. Ein schlechtes Gewissen braucht es trotzdem nicht.

Kerzenlicht hellt unsere Stimmung in der dunklen Jahreszeit auf. Allerdings sind Kerzen nicht gerade nachhaltig. Mit Abstand die meisten Kerzen, nämlich rund 75 Prozent, bestehen aus Paraffin. Das ist ein Produkt, das bei der Erdölproduktion anfällt – quasi als Nebenprodukt bei der Herstellung von Heizöl oder Kraftstoffen.

Wenig romantisch: Kerzen aus Schlachtabfall

Deutlich seltener sind Kerzen aus Stearin, einem Gemisch aus tierischen oder pflanzlichen Ölen. «Bei den tierischen Fetten sind es Schlachtabfälle», sagt Volker Albrecht, Kerzenexperte am Labor für Umwelt- und Produktanalytik in Stuttgart. Öfter wird pflanzliches Stearin verwendet und dieses besteht zumeist aus Palmöl und Palmfett, seltener aus Rapsöl.

Sowohl Paraffin als auch Stearin sind Reststoffe aus der Industrie. Aus Sicht der Nachhaltigkeit seien daher beide Kerzenarten etwa gleich auf, sagt der Experte.

Bienenwachs nicht immer nachhaltig

Wer diese Industrie nicht unterstützen möchte, muss einigen Aufwand betreiben. Nachhaltige Kerzen gebe es zwar durchaus, sagt Volker Albrecht. Jedoch müsse man genau hinschauen. Ein Label, das nachhaltig produzierte Kerzen auszeichnet, gibt es bisher nicht. Nachhaltige Kerzen gibt es beispielsweise aus Raps- oder Olivenöl.

In Mitteleuropa gibt es eigentlich zu wenig Bienen für die Mengen, die man bräuchte. Das Material muss also importiert werden.
Autor: Volker Albrecht Kerzenspezialist

«Bienenwachs ist das natürlichste Material, das ist klar», erklärt der Kerzenspezialist. Allerdings gibt es gibt es in der Natur nicht ausreichend Bienenwachs für die Massenproduktion. «In Mitteleuropa gibt es eigentlich zu wenig Bienen für die Mengen, die man bräuchte. Das Material muss also importiert werden.» Und wie es dann um die Nachhaltigkeit steht, sei dahingestellt.

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Wer auf Nummer sicher gehen möchte, kauft sich deshalb eine Kerze mit Bienenwachs aus der Region. «Dann ist es sicherlich die nachhaltigste Kerze», so Albrecht.

Kompensieren, statt schlechtes Gewissen

Kerzen gehören zur Adventszeit wie Mailänderli und Zimtsterne. Volker Albrecht findet deshalb: Auch wenn man eine Kerze aus nicht nachhaltiger Produktion anzündet, sollte man kein schlechtes Gewissen haben. Lieber solle man sich überlegen, ob man im Alltag das eine oder andere für die Nachhaltigkeit tun könne. Einige Fahrten mit dem ÖV statt mit dem Auto, weniger Fleisch auf dem Teller oder eine Flugreise weniger, und man habe die Kerzen im Winter schnell kompensiert.

Espresso, 20.12.21, 08:13 Uhr

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