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Trotz Polizeiaktion: Kein Rückgang beim Enkeltrickbetrug
Aus Espresso vom 09.07.2014.
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Geld Trotz Festnahmen: Kein Rückgang beim Enkeltrickbetrug

In einer internationalen Polizeiaktion sind die Köpfe der Enkeltrickbetrüger-Bande gefasst worden. Diese sind auch für den Grossteil der Fälle in der Schweiz verantwortlich, wie die Bundeskriminalpolizei der Sendung «Espresso» bestätigt. Doch neueste Zahlen zeigen: Die Fälle gehen nicht zurück.

Beim Enkeltrick gibt sich ein unbekannter Anrufer als naher Verwandter des meist betagten Opfers aus. In einer komplizierten Geschichte schildert er, weshalb er in einer finanziellen Notlage sei und dringend ein Darlehen brauche. Beisst ein Opfer an, holt ein Komplize das Geld ab und schickt es den Drahtziehern.

2013 gab es in der Schweiz rund 800 Enkeltrick-Versuche. Davon war rund jeder zehnte erfolgreich. Die Deliktsumme betrug rund vier Millionen Franken.

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Info-Video: So arbeiten Enkeltrickbetrüger
Aus 10 vor 10 vom 30.05.2014.
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Im ersten Halbjahr 2014 wurden bereits 327 Fälle gemeldet, davon 300 Versuche und 27 erfolgte Enkeltrickbetrüge. Dies gab die Bundeskriminalpolizei auf Anfrage des Konsumentenmagazins «Espresso» von Radio SRF 1 bekannt.

Aus diesen Betrügen resultierte ein Gesamtschaden von 1,2 Millionen Franken – durchschnittlich 44'000 Franken pro Fall.

Drahtzieher sind gefasst

Ein Grossteil des so erbeuteten Geldes floss in die Kassen eines Familienclans aus Polen. Nach 10-jährigen Ermittlungen konnte Ende Mai die Spitze des Clans verhaftet werden. Ein wichtiger Schlag auch für die Schweiz.

Die Verhafteten sind Schlüsselfiguren des Enkeltrickbetrugs in der Schweiz, bestätigt Jürg Nydegger auf Anfrage des Konsumentenmagazins «Espresso» von Radio SRF 1: «Es handelt sich um die Köpfe des Familienclans. Da sind absolut die richtigen Leute inhaftiert worden.»

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So beginnt ein Enkeltrick-Telefonanruf
Aus 10 vor 10 vom 30.05.2014.
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Die Ermittlungen laufen und noch lässt sich nicht genau sagen, wie viele der Enkeltricks der vergangenen Jahre aufs Konto dieses Familienclans gehen. Dennoch sagt Jürg Nydegger von der Bundeskriminalpolizei: «Nach heutigem Kenntnisstand sind diese Leute für den grössten Teil der Fälle verantwortlich.»

Naheliegend wäre, dass die Zahl der Enkeltrickbetrüge wegen der Verhaftungen zurückgehen würde. «Dies trifft leider nicht zu», stellt Nydegger fest.

Enkeltrick-Betrug geht weiter

Trotz der erfolgreichen Polizeiaktion gegen den polnischen Familienclan gehen die Enkeltrickbetrüge in der Schweiz unvermindert weiter.

Die Bundeskriminalpolizei hat die Entwicklung nach der Verhaftungsaktion beobachtet und stellt fest: «Es gibt weiterhin solche Fälle. Einerseits Betrugsversuche, leider aber auch vollendete Taten.»

So war die Zahl der Versuche im Mai 2014 mit 33 genau gleich hoch wie im Juni, also im Monat nach der Verhaftungsaktion. Im Juli wurden bisher sieben erfolglose Versuche eines Enkeltrickbetrugs gemeldet.

Enkeltrickbetrüge 2014
Legende: SRF

Dafür, dass der Enkeltrickbetrug trotz der Verhaftung der Schlüsselfiguren weitergeht, hat Jürg Nydegger zwei Interpretationen: «Entweder sind weitere Gruppierungen am Werk. Oder es sind Leute aus diesem Familienclan in die Lücke gesprungen, die das Betrugssystem inzwischen auch kennen.»

Bei Anrufen angeblicher Verwandter soll man daher misstrauisch bleiben und im Verdachtsfall die Polizei einschalten.

10vor10 vom 30.05.14: Enkeltrick-Bande gefasst

Per Telefon versuchen Enkeltrickbetrüger von älteren Menschen Geld zu ergaunern. In der Schweiz haben sich die Fälle im vergangenen Jahr verdoppelt. Ein Grossteil der Betrüger stammt offenbar aus einem einzigen Familienclan aus Polen. Nun ist es der Polizei gelungen, den Kopf der Bande zu verhaften.

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Enkeltrick-Bande gefasst
Aus 10 vor 10 vom 30.05.2014.
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