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Aloe Vera: Das lukrative Geschäft mit der geheimnisvollen Wüstenpflanze
Aus Kassensturz vom 09.03.2004.
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Gesundheit Aloe Vera: Das lukrative Geschäft mit der Wüstenpflanze

Im Joghurt, im Waschmittel, im Hemd - Aloe Vera ist heute fast überall drin. Doch wirkt das Pflanzengel auch Wunder oder ist das Ganze nur ein billiger Marketingtrick?

Aloe Vera erlebt einen ungeheuren Boom. Neu ist die Nutzung des wundersamen Pflanzengels zwar nicht. Bereits in der Antike wurde das Gel äusserlich angewendet, bei Verletzungen oder Hautrötungen. Heute wird es neuerdings auch getrunken und gegessen.

Angebaut wird die Wüstenpflanze weltweit in grossen Plantagen. Aloe Vera ist eine von rund hundert verschiedenen Arten der Wüstenlilie Aloe. Das schleimige Gel wird aus dem Innern der Blätter gewonnen. Zum puren Gel der Pflanze sagt Thomas Bolliger, Leiter der Sukkulentensammlung der Stadt Zürich: "Es hat nicht viel Geschmack. Ein bisschen bitter."

Trotz des faden Gels sind die Aloe-Vera-Joghurts von Emmi der absolute Renner. Denn Emmi reitet erfolgreich auf der Wellness-Welle. Die Werbetexter laufen zur Hochform auf und preisen das Joghurt mit Aloe Vera als Schönheits- und Wohlfühlmittel. Weltweit führend in der Analyse von Aloe-Vera-Produkten ist Bernd Diehl aus Köln. Er meint: "Über Aloe Vera und ihre Wirkungen als Nahrungsmittel wird viel Unsinn veröffentlicht. Es gibt keine Studie, die belegt, dass der Verzehr von Aloe Vera gesünder macht."

Erich Kienle, Marketing-Leiter bei Emmi, sagt zum Joghurt: "Das Geheimnis der Wirkung liegt in der Synergie der Inhaltstoffe." Die Firma wirbt auf ihrer Homepage mit der wissenschaftlich nicht belegten Heilkraft von Aloe Vera als Nahrungsmittel. Kritisch dazu äussert sich der Luzerner Kantonschemiker Anton Tuor: "Es ist lebensmittelrechtlich verboten, im Zusammenhang mit einem Lebensmittel von Heilwirkung zu reden." Er prüft deshalb eine Anzeige gegen Emmi wegen Täuschung der Kunden.

Die Firma Forever Living Products bietet eine ganze Produktepalette mit Aloe Vera an, darunter einen angeblich vollkommen naturbelassenen Aloe-Vera-Saft. Laut Etikette enthält der Saft aber viele Zusatzstoffe wie Stabilisatoren, Säuerungsmittel und Antioxidanzien. Deswegen darf er in der Schweiz nicht pur getrunken werden. Die Firma Forever Living Products legt in diesem Zusammenhang Wert auf die Feststellung, dass die Schweizer Lebensmittelgesetzgebung hart sei. Inoffiziell empfehlen die Verkäufer der Firma, drei Deziliter pro Tag zu trinken. Der Zürcher Kantonschemiker Rolf Etter warnt davor: "Wenn man zu viel davon trinkt, kann das abführend wirken."

In den Läden ist Aloe Vera allgegenwärtig: im Waschmittel, im Allzweckreiniger und nun auch in Kleidern. Damenstrümpfe, Socken und Herrenhemden werden mit dem Pflanzengel imprägniert. Mit Aloe Vera lässt sich alles blendend verkaufen. Trotz Aloe-Vera-Boom: Bewiesen ist nur, dass das Gel aus der frischen Pflanze bei Sonnenbrand und Mückenstichen hilft. Das wussten schon die alten Ägypter.

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