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Jetzt wirds eng: Ueberfüllte Ställe in der Pouletmast
Aus Kassensturz vom 10.04.2001.
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Gesundheit Jetzt wirds eng: Überfüllte Ställe in der Pouletmast

Aus Angst vor BSE essen Konsumentinnen und Konsumenten viel mehr Poulet-Fleisch. Doch der Poulet-Boom hat eine Schattenseite: Mäster stecken immer mehr Hühner in ihre Hallen, viel mehr als erlaubt ist. Kassensturz deckt in den Masthallen desystematische Verstösse gegen das Tierschutzgesetz auf.

Unangemeldet besichtigt Kassensturz neun Hühnerställe der Thurgauer Mastorganisation Frifag. Die Geflügelfirma rühmt sich einer besonders tiergerechten Haltung. Doch die Realität in den Ställen sieht anders aus. Die Frifag lässt Tiere der Rasse Cobb mästen. Es sind eigentliche Turbo-Poulets, die innerhalb von nur fünf Wochen bereits 1,5 Kilo schwer sind.

Das schnelle Wachstum hat für die Vögel fatale Folgen. Das grosse Gewicht drückt auf die Gelenke – und führt zu Schmerzen. Die schweren Tiere ruhen viel und bewegen sich nur noch zum Futter- oder Wassertrog. Für den Geflügelexperten des Schweizer Tierschutzes, Hansuli Huber, ist das eine eigentliche Qualzucht: „Es ist vergleichbar mit einem siebenjährigen Kind, das bereits 70 Kilo wiegt.“ Das schnelle Wachstum führt zu einer schwachen Konstitution. Innerhalb der kurzen Mastdauer stirbt jedes 20. Tier.

Das ist nicht alles. Die Ställe sind alle überbelegt. In einer Halle, die für 12'000 Tiere konzipiert ist, stehen 14'900. Doch die Bauern sehen darin kein Problem: „Wir verstossen nicht gegen das Tierschutzgesetz“, glaubt Markus Schmucki, Landwirt aus Sirnach. Das Tierschutzgesetz schreibt eine Maximallimite von 30 Kilo Poulets pro Quadratmeter vor. Das sind etwa 20 Tiere pro Quadratmeter „Die Ställe sind vielleicht von der Stückzahl her überbelegt“, sagt Bauer Schmucki. „Aber nicht von den Kilos pro Quadratmeter“.

Er täuscht sich. Alarmiert durch den Kassensturz führt das Bundesamt für Landwirtschaft sofort Kontrollen durch. Das Ergebnis ist erschreckend: Von neun Ställen verstossen acht gegen das Tierschutzgesetzt. Der Vizedirektor des Bundesamt für Landwirtschaft, Christophe Darbellay, spricht „von einem systematischen Verstoss gegen die Tierschutzverordnung“. Das hat Konsquenzen für die Bauern. Das Bundesamt prüft jetzt die Kürzung der Direktzahlungen um 30 Prozent sowie die Streichung der Beiträge für die besonders tierfreundliche Haltung.

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