Konflikte konstruktiv bearbeiten: Das ist das Ziel der Mediation. Mediatorinnen und Mediatoren leiten diesen Prozess und unterstützen die Konfliktparteien darin, selbst Lösungen zu finden. Die Ausbildung dazu ist beliebt.
Nur: Braucht die Schweiz überhaupt so viele Mediatoren? «Espresso», das Konsumentenmagazin von Radio SRF 1, fragt den Geschäftsführer des Schweizerischen Dachverbands Mediation (SDM), Martin Zwahlen.
«Espresso»: Im Dachverband SDM ist die Zahl der Mediatoren in fünf Jahren von 700 auf 1200 geklettert, 16 Institute wollen noch mehr Mediatoren ausbilden. Herr Zwahlen, braucht die Schweiz tatsächlich so viele Mediatorinnen und Mediatoren oder ist diese Ausbildung einfach gerade Mode auf dem Weiterbildungsmarkt?
Martin Zwahlen: Es braucht sehr viele Mediatoren, denn die Zahl der Konflikte nimmt zu. Doch lange nicht alle, die diese Ausbildung absolvieren, arbeiten nachher als Mediatoren. Viele machen die Ausbildung, um in ihrem angestammten Beruf mehr darüber zu wissen, wie man mit Konflikten umgehen kann.
«Espresso»: In welchen Berufen zum Beispiel?
Zwahlen: Das sind beispielsweise Leute, die im Personaldienst arbeiten, die eine Vorgesetztenfunktion haben, ein Team oder eine Abteilung leiten.
«Espresso»: Wenn nun jemand die Ausbildung macht, um wirklich als Mediator zu arbeiten: Gibt es dafür überhaupt noch Platz im Schweizer Markt?
Zwahlen: Es gibt immer Platz für gute Leute. Allerdings gibt es ganz wenige, die ausschliesslich als Mediatoren arbeiten. Es ist mehr eine Nebenbeschäftigung.
«Espresso»: 16 Institute bieten eine Ausbildung an, die von Ihrem Dachverband SDM anerkannt ist. Für diese Anerkennung sind mindestens 200 Stunden Ausbildung vorgeschrieben. Beim günstigsten Anbieter kostet diese Ausbildung 5100 Franken, bei den teuersten mehr als das Dreifache. Ihr Tipp: Worauf sollte man achten, wenn man ein Mediations-Lehrgang sucht?
Zwahlen: Als erstes muss man sich erkundigen, in welche Richtung ein Lehrgang orientiert ist. Familienmediation, Wirtschaftsmediation, internationale Mediation…: Die meisten Lehrgänge sind speziell auf einen Bereich ausgerichtet. Der zweite wichtige Punkt ist zu schauen, wie viele Teilnehmende auf einen Dozenten kommen. Da man Mediation fast nur durch praktisches Üben in Rollenspielen lernen kann, ist es wichtig, dass die Gruppe nicht zu gross ist. Aus meiner Sicht sollte die Gruppe nicht mehr als acht Teilnehmende pro Dozent umfassen.