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Ende des Analog-Netzes: Was Swisscom-Kunden wissen müssen
Aus Kassensturz vom 01.03.2016.
abspielen. Laufzeit 8 Minuten 54 Sekunden.
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Multimedia Ende des Analog-Netzes: Was Swisscom-Kunden wissen müssen

Ab 2018 funktioniert das Telefonieren nur noch über das Internet. Swisscom schaltet das bewährte Analog-Netz ab. Nicht nur Telefone müssen umgerüstet werden, auch Lifte oder Alarmanlagen. Bezahlen müssen dies die Benutzer. «Kassensturz» klärt auf, wer betroffen ist und was Kunden beachten müssen.

Marcel Hablützel wohnt in einem topmodernen Haus. Vor rund einem Jahr wurde eine Liftanlage der Firma Schindler in Betrieb genommen, ausgerüstet mit einer Notruf-Telefonleitung direkt in die Schindler-Zentrale.

Doch diese Notrufleitung wird nicht mehr lange funktionieren. Denn sie läuft über das analoge Telefonnetz und das wird Swisscom 2018 abstellen. Der Lift in Marcel Hablützels Haus muss umgerüstet werden. Kostenpunkt: 900 Franken.

Bei 125‘000 Liften in der ganzen Schweiz ergibt das Kosten von über 100 Millionen Franken – alleine für Lifttelefone. Marcel Hablützel ärgert sich: «Die Swisscom stellt das Netz ab, und die ganzen Kosten für den Umbau sollen die Kunden tragen.» Swisscom rechtfertigt sich. Mediensprecher Sepp Huber erklärt im «Kassensturz»-Interview: «Grundsätzlich sind Geräte und Anlagen in der Verantwortung der Kunden. Das ist ein breiter Markt. Wir bieten das Netz, wir bieten die Anschlüsse. Wir wissen häufig gar nicht, welche Geräte an einem solchen Anschluss betrieben werden.»

«Rein technisch ist die Umstellung nicht nötig»

Besonders ärgerlich. Die Liftanlage von Marcel Hablützel ist erst ein Jahr alt. Lifthersteller Schindler sagt, Swisscom habe spät über die Umstellung informiert, sodass es in dieser kurzen Zeit nicht mehr möglich gewesen sei, ein Mobilfunk-Modul zu entwickeln und einzubauen. Rein technisch ist die Umstellung nicht nötig. Beat Stettler, Professor für Computernetzwerke sieht vor allem wirtschaftliche Vorteile für die Swisscom: «Die Welt steuert Richtung Internet-Technologien, die Swisscom investiert dort sehr viel Geld. Da macht es sicher betriebswirtschaftlich Sinn, dass man die alten Anlagen abstellt.»

Doch nicht nur Lifte sind von der Analog-Abschaltung der Swisscom betroffen. Auch die übrige Telefonie wird in verschiedenen Bereichen tangiert. Hier sehen Sie, ob Ihre Geräte betroffen sind:

Übersicht:

ISDN-Telefonanlagen für Betriebe:

Swisscom bietet KMU-Kunden weiterhin Anschlussmöglichkeiten für
bestehende ISDN-Telefone an. Über das Produkt My KMU Office können
maximal fünf Telefongeräte verwendet werden.
ISDN-Telefone für Private: Bestehende ISDN-Geräte werden nicht mehr an die Swisscom-Internetbox angeschlossen werden können. Gemäss Beat Stettler, Professor für Computer-Netzwerke, gibt es auf dem Markt Überbrückungslösungen für wenig Geld. Der Haken: Swisscom bietet für diese Geräte keinen Support.
Wählscheiben-Telefone:Für solche Geräte sind im Handel Adaptergeräte für weniger als 50 Franken erhältlich. Mit dem analogen Anschluss der Internetbox verbunden funktionieren sie weiterhin.
Übrige analoge Telefone: Modernere Analog-Geräte mit Tonwahl, auch schnurlose, brauchen keine Adapter und funktionieren weiter am
analogen Anschluss der Internetbox.
Analoge Notrufsysteme für Betagte:Sie funktionieren am neuen digitalen Netz nicht mehr sicher. Beat Stettler empfiehlt, solche Geräte entweder aufzurüsten, damit sie entweder über Internet oder über Mobilfunk funktionieren. Oder man muss sie ersetzen.
Analoge Alarmanlagen: Auch bei diesen Systemen ist eine Funktion am digitalen Netz nicht mehr garantiert. Auf jeden Fall müsste eine Notstromversorgung für den Fall eines Stromausfalls nachgerüstet werden.
Lifte mit Analog-Notrufleitung: Diese Telefonanlagen müssen umgerüstet werden. Swisscom empfiehlt eine Mobilfunklösung. Leitungsgebundene Lösungen sind in Entwicklung.

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