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Umwelt und Verkehr Perchlorat: Im Feuerwerk – und im Gemüse

Wie kommt ein Stoff, der für Feuerwerk, Munition und Medikamente eingesetzt wird, in Früchte und Gemüse? Erhöhte Perchlorat-Rückstände sind für Behörden im In- und Ausland ein Rätsel. Trotzdem gibt das Bundesamt für Gesundheit schon mal Entwarnung.

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Perchlorat: Im Feuerwerk – und im Gemüse
aus Espresso vom 30.08.2013. Bild: zvg
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Perchlorat hemmt die Aufnahme von Iod. In Medikamenten gegen Schilddrüsen-Überfunktion ist das durchaus erwünscht, in Gemüse und Früchten aber kann das zum Problem werden.

Das Deutsche Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) schreibt, die Hemmung der Iod-Aufnahme könne «zu weitreichenden gesundheitlichen Beeinträchtigungen» führen. Schilddrüsen-Hormone würden gerade bei der frühkindlichen Entwicklung eine entscheidende Rolle spielen.

Das Gesundheits-Risiko bei einem längerfristigen Konsum von Lebensmitteln mit Perchlorat-Rückständen muss laut BfR erst noch geprüft werden.

Entwarnung ohne amtliche Resultate

Das Schweizer Bundesamt für Gesundheit (BAG) weist darauf hin, dass in verschiedenen Ländern erhöhte Perchlorat-Rückstände in Gemüse und Früchten nachgewiesen wurden. In der Schweiz liegen laut BAG noch keine amtlichen Resultate vor.

Und trotzdem gab das Amt vergangene Woche auf seiner Webseite Entwarnung: Die in der Schweiz gemessenen Rückstände seien so gering, dass «ein Effekt auf die Schilddrüse ausgeschlossen werden kann». Eine amtliche Entwarnung ohne amtliche Resultate?

«Espresso»-Recherchen zeigen: Das BAG stützt sich bei der Aussage, ein Effekt auf die Schilddrüse sei ausgeschlossen, alleine auf Analysen der Lebensmittel-Branche. «Diese Resultate sind nicht besorgniserregend, sie liegen unter den provisorischen Höchstwerten», sagt Urs Bänziger von der BAG-Abteilung Lebensmittelsicherheit.

Die Lebensmittel-Kontrollbehörden von Bund und Kantonen würden sich kommende Woche darüber unterhalten, ob noch amtliche Perchlorat-Tests durchgeführt werden.

Migros und Coop: «Unbedenklich»

Die Detailhändler Migros und Coop sagen auf Anfrage von «Espresso», sie hätten zahlreiche Perchlorat-Untersuchungen durchgeführt. Bei Coop wurde der Grenzwert laut der Medienstelle lediglich bei einem Produkt überschritten: bei einer Melone, die zum Zeitpunkt des Tests bereits nicht mehr im Verkauf war.

Und die Migros berichtet, sie habe bei «einigen wenigen Proben kleinste Spuren» gefunden, die «im absolut unbedenklichen Bereich» lägen.

Vertreter der Lebensmittelbranche sowie Behörden im In- und Ausland versprechen, die Perchlorat-Belastung zu überwachen und auch nach deren Ursache zu forschen. Wie Perchlorat in Früchte und Gemüse gelangt, ist noch nicht geklärt. In Verdacht stehen unter anderem Düngemittel.

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