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Swiss benachteiligt eigene Kunden
Aus Kassensturz vom 13.12.2011.
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Umwelt und Verkehr Swiss benachteiligt eigene Kunden

Wer bei der Swiss bucht, fliegt nicht zwangsläufig auch mit ihr. Auf sogenannten Codeshare-Linien fliegt oft eine Partner-Gesellschaft. Zahlen müssen die Kunden dennoch so viel als wäre es ein Swiss-Flug. «Kassensturz» zeigt: So lassen sich Kunden nicht für dumm verkaufen.

Eine Reise mit der transsibirischen Eisenbahn ist ein grosser Bubentraum von Armin Camenzind aus der Innerschweiz. Im kommenden Jahr will der Berufsfachschullehrer zusammen mit einem Freund in der legendären Bahn von Peking bis nach Moskau fahren.

Doppelt so hohe Preise für denselben Flug

Camenzind suchte im Internet nach einem Flug von Zürich nach Peking in der Businessklasse. Der Innerschweizer bevorzugt beim Fliegen immer die Swiss. Auf der Swiss-Website wurde er fündig: Der Flug von Zürich nach Frankfurt und von dort mit dem Airbus 380 nach Peking kostet in der Bussinessklasse 7739.40 Franken. «Ich fand das sehr teuer», sagt Camenzind. Schliesslich prüfte er die Angebote auf der Lufthansa-Website und stellte fest, dass dort der genau gleiche Flug – auch in der Businessklasse – nur 4122 Franken kostet.

«Also ich sitze im gleichen Flieger, ob ich die Lufthansa über die Swiss oder über die Lufthansa buche, es ist der genau gleiche Flug, zur genau gleichen Zeit ab Zürich, und ich bezahle fast das Doppelte bei der Swiss, das geht nicht», ärgert sich Camenzind. Und tatsächlich: Auch wer bei der Swiss bucht, fliegt im Flieger der Lufthansa. Es ist ein so genannter Codeshareflug.

Immer mehr Codeshareflüge

Die Swiss bietet immer mehr Codeshareflüge an. Codeshare heisst, eine Airline verkauft einen Flug, den sie gar nicht selbst durchführt. Sitzplatz und Komfort entsprechen also dem Standard der durchführenden Airline. Nicht immer sind Codeshareflüge auf Anhieb erkennbar. An den Abflugtafeln zum Beispiel sind sie an den wechselnden Flugnummern ersichtlich. Manche Airlines deklarieren die durchführende Fluggesellschaft bereits im Internet.

Die Fluggesellschaften sind rechtlich verpflichtet, ihre Kunden «bei der Buchung oder wenn sie es wissen» – das heisst spätestens vor dem Abflug – zu informieren, welche Airline den Flug durchführt.

Teure Swiss

Recherchen ergeben: Die Swiss verkauft die Sitzplätze teilweise massiv teurer als die Airline, die den Flug durchführt, also ihre Codeshare-Partnerin. Zum Beispiel am 31. Oktober 2011, von Zürich nach Dresden und zurück. Der Flug wird durchgeführt von Cirrus Airlines. Ein Sitzplatz in der Economyklasse kostet bei der Swiss 1748 Franken. Bei den Cirrus Airlines kostet der Flug im gleichen Flugzeug auf der gleichen Strecke und zur selben Zeit gebucht hingegen 564 Euro. Dies entspricht rund 661 Franken. Die Swiss verlangt also fast dreimal so viel wie durchführende Airline.

Ein weiteres Beispiel: Ein Flug am 1. Dezember 2011 in der Economyklasse von Zürich nach Singapur und zwei Wochen später wieder zurück – durchgeführt von Singapur-Airlines: Swiss-Bucher bezahlen 2149.90 Franken. Wer denselben Flug im gleichen Flugzeug zur selben Zeit bei den Singapur-Airlines bucht, bezahlt jedoch nur 1022.90 Franken. Die Swiss verlangt doppelt so viel.

Unterschiedliche Tarifsysteme

Myriam Ziesack von der Swiss  sagt, die Swiss bekomme bei solchen Codeshare-Geschäften lediglich eine kleine Kommission. Der grösste Teil des Erlöses gehe an diejenige Airline, welche den Flug durchführe. Dennoch: Den Ticketpreis bestimmt schlussendlich die Swiss. «Der Kunde kann selbst entscheiden, bei welcher Airline er den Flug bucht», sagt Ziesack. Bei den Codeshare-Tarifen ist es so, «dass jede Airline ihr eigenes Tarifsystem hat, und das führt unter anderem auch zu Unterschieden in den Tarifen». Zudem sei es für die Swiss entscheidend, wie viel Sitze sie auf einem Codeshare-Flug verkaufen könne, fügt Ziesack an. Auf diese Sitz-Anzahl würde die Swiss dann ihr Tarifsystem anwenden.

Verärgerte Swiss-Kunden

Gegenbeispiele, bei der die Swiss als durchführende Airline massiv viel günstiger wäre als ihre Codesharepartner, konnte Swiss gegenüber «Kassensturz» nicht vorlegen. Für treue Swiss-Kunden wie Armin Camenzind sind diese Tarife ein Ärger. «Grundsätzlich bin ich bereit für einen Swiss-Flug 200 bis 300 Franken mehr zu bezahlen. Wenn aber die Preisdifferenz rund das Doppelte ist, dann ist das für mich nicht mehr verständlich. Dann fühle ich mich als Kunde ‚verseckelt».

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