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Versicherungen «Reiseversicherung nötig ausserhalb der EU»

Die Präsidentin der Schweizer Patientenschutz Organisation, Margrit Kessler, nimmt Stellung zur überhöhten US-Rechnung für das Einrenken einer Schulter.

«Kassensturz»: 25‘000 Dollar für das Einrenken einer Schulter: Wie beurteilen Sie die Rechnung des US-Spitals?

Margrit Kessler: Das scheint mir ein sehr stolzer Preis. Vor allem weil ja keine Operation stattgefunden hat. Die Schulter wurde ja geschlossen repositioniert. 25‘000 Dollar finde ich dafür wahnsinnig viel.

Kassensturz: Sie sagen, dieser Szenario könnte viele Schweizer treffen?

Margrit Kessler: Ja, es sind leider viele, die in eine solche Situation geraten. Und zwar weil sie wie Herr Gertsch nur grundversichert sind und keine Zusatz-Versicherung haben, die solche Kosten übernimmt. Wenn man dann in den USA ins Spital muss, muss man riesige Summen selber bezahlen.

Kassensturz: In welchen Ländern drohen ähnlich hohe Kosten?

Margrit Kessler: Die USA sind bei Notfällen sicher am teuersten. Wir machen aber auch die Erfahrung, dass es vielen anderen Ländern zu ähnlich hohen Rechnungen kommen kann. Aus Brasilien kenne ich einen Fall einer Blinddarm-Operation. Da musste der Schweizer Patient 18‘000 Franken bezahlen, sonst hätte das Spital ihn gar nicht gehen lassen.

Kassensturz: Kann das auch in einem EU-Land blühen?

Margrit Kessler: Seitdem wir die bilateralen Verträge haben nicht mehr. Bei medizinischen Notfällen sind Schweizer in diesen Ländern den Inländern gleichgestellt. Das gilt aber nur für Notfälle. Als Schweizer kann man sich nicht in einem EU-Land behandeln lassen, das zahlt keine Versicherung.

Kassensturz: Was raten Sie Leuten, die ausserhalb der EU reisen?

Margrit Kessler: Personen, die nur eine Grundversicherung haben, sollten bei einer Krankenversicherung eine Zusatzversicherung abschliessen, damit man bei Reisen weltweit abgedeckt ist. Das kostet in der Regel nicht sehr viel. Aber: Man muss gesund sein, sonst nimmt die Versicherung einen nicht auf.

Kassensturz: Man kann  auch bei privaten Versicherungen wie etwa einem Reiseversicherer oder einem Verkehrsclub solche Reiseversicherungen abschliessen.

Margrit Kessler: Ja, Herr Gertsch wäre bei einer solchen privaten Versicherung gedeckt gewesen, weil er einen Unfall hatte. Bei Krankheiten ist das aber nicht immer der Fall. Hätte Herr Gertsch aufgrund einer bestehenden Krankheit, beispielsweise Herzproblemen, eine Spitalbehandlung gebraucht, dann hätte eine Privatversicherung die Zahlung allenfalls verweigert. Eben aufgrund der bestehenden Krankheit. Das muss man auch wissen.

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