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Kaputte Fahrwerksfedern im Auto: Das Unfallrisiko fährt mit
Aus Espresso vom 15.01.2018. Bild: youtube
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Umwelt und Verkehr Vermehrt kaputte Radfedern im Auto: Das Unfallrisiko fährt mit

Die für die Sicherheit wichtigen Fahrwerksfedern am Auto gehen heutzutage häufiger kaputt als früher. Das bestätigen Fachleute. Eine zerrissene Feder könnte im schlimmsten Fall das Rad in voller Fahrt aufschlitzen. Einzelne Hersteller haben Massnahmen ergriffen, um dieses Risiko zu mindern.

Er habe einen lauten Knall gehört, als er kürzlich aus einer Parklücke gefahren sei, erzählt Autolenker Roland Thomke im SRF-Konsumentenmagazin «Espresso»: «Ich merkte darauf, dass es stark holperte und stellte fest, dass die Feder an einem der Vorderräder gebrochen war». Diese Federn verbinden das Fahrwerk mit den Rädern und dienen dazu, Unebenheiten auszugleichen und das Auto stabil auf dem Untergrund zu halten.

Renault: «Ein Einzelfall»

Hellhörig sei er geworden, als ihm sein Garagist gesagt habe, das passiere andauernd, berichtet Thomke, der einen Renault fährt. Bei Renault spricht man gegenüber «Espresso» von einem «Einzelfall» und verweist auf die stattlichen 150'000 gefahrenen Kilometer auf dem Tacho. Das seien normale Abnützungserscheinungen.

Feder
Legende: Die gebrochene Feder. Roland Thomke

Thomke irritiert diese Antwort: Mit seinen letzten drei Renault-Modellen sei er über 500'000 Kilometer gefahren und habe nie ein Problem mit den Fahrwerksfedern gehabt.

«Früher hielten diese Teile ein Autoleben lang»

«Espresso»-Recherchen zeigen: Das ist tatsächlich kein Einzelfall, es ist aber auch kein Renault-spezifisches Problem, sondern es könnte grundsätzlich alle Marken betreffen. Dies sagt ein Insider, der anonym bleiben möchte. Er ist Manager bei einer grossen deutschen Ersatzteil-Radfedern-Produktion und bestätigt, dass diese Teile seit einigen Jahren schon vermehrt kaputtgehen.

Auch TCS-Technikspezialist Pascal Berchtold stellt dies fest: «Während meiner Lehrzeit – ums Jahr 2000 herum – mussten wir diese Federn nie wechseln. Die hielten früher ein Autoleben lang», erinnert sich der gelernte Automechaniker. Genaue Zahlen oder Statistiken über dieses Phänomen gibt es nicht. Während seiner Tätigkeit für verschiedene Autohersteller habe er aber mehrmals Rückrufaktionen erlebt wegen dieses Problems.

Zu eilige Produktion oder gar ein Konstruktionsfehler?

Über die Ursachen gehen die Meinungen auseinander. TSC-Mann Berchtold führt das Problem auf die erhöhte Spannung zurück, unter der das Material stehe. Das wiederum liege an einer zu eiligen Produktion: Man lasse diese metallischen Teile nach dem Formen zu wenig lange nachglühen.

«Für eine effiziente Produktion sollen die Teile so schnell als möglich beim Autohersteller ankommen, und der geht dann davon aus, dass sie gut sind», so Berchtold.

Der Radfedern-Produzent gibt den Schwarzen Peter den Autoherstellern weiter: Deren Modelle würden immer grösser und schwerer. Das setze die Fahrwerksfedern immer stärker unter Druck. Ein Problem, das bei Labortests nicht gleich ans Licht komme. Er sieht hier klar ein «Produktionsproblem».

Regelmässiger Check könnte sich lohnen

Eine kaputte Feder kann theoretisch einen Pneu in voller Fahrt zerstechen. Manche Hersteller haben laut Berchtold immerhin unterdessen angefangen, diese Teile in eine Art Käfig zu hüllen, um dieses Unfallrisiko auszuschliessen. Ansonsten lasse sich kaum von Auge feststellen, ob die Feder zu reissen droht oder bereits gerissen ist. Es lohne sich deshalb ein regelmässiger Check bei der Wartung.

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