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«Espresso Aha!»: Warum machen Pommes-Chips süchtig?
Aus Espresso vom 16.06.2014. Bild: Colourbox
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«Espresso Aha!» Warum machen Pommes Chips süchtig?

Sie kennen die Situation: Mit einer Schale Chips machen Sie es sich vor dem Fernseher gemütlich – und im Nu ist die Schüssel leer, weil Sie immer wieder zulangen mussten. Warum ist das so? Liegt es an einer geheimen Zutat, die uns die Hersteller verschweigen? «Espresso Aha!» hat die Antwort.

«Die mischen doch da irgendwas rein!» Das behaupten insbesondere jene Menschen, denen es schwer fällt, die Finger von Pommes Chips zu lassen. Was ist dran an dieser Behauptung? Ein Blick auf die Zusammensetzung von Pommes Chips offenbart, dass in der Gewürzmischung häufig der Stoff Maltodextrin verwendet wird. Ist das möglicherweise die süchtig machende Zutat?

Interessante Links:

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Zur Frage, warum es so schwer ist, mit dem Essen von Kartoffelchips aufzuhören, ist teilweise schon intensiv geforscht worden. Allen voran ist die Universität Erlangen-Nürnberg an einem entsprechenden Forschungsprogramm. Hier finden Sie dazu weiterführende Informationen.

Einen Bericht zum im Artikel erwähnten Fettsensor finden Sie hier.

Diana Probst, Ernährungsberaterin am Claraspital in Basel winkt ab: «Maltodextrin ist nichts Chemisches, sondern wird aus Maisstärke gewonnen.» Süchtig mache der Stoff nicht. In der Lebensmittelindustrie werde Maltodextrin sehr oft verwendet, da es flüchtige Stoffe, wie beispielsweise Gewürze, sehr gut binde. Vereinfacht lässt sich sagen: Maltodextrin sorgt dafür, dass Pommes Chips besonders intensiv schmecken.

Wertvolles Fett

Erst vor ein paar Jahren hat die Wissenschaft eine interessante Entdeckung gemacht: Unsere Zunge verfügt über eine Art Fettsensor. Dieser merkt, wenn Nahrung Fett enthält. «Dies beeinflusst natürlich die Fettaufnahme», erklärt Ernährungsberaterin Diana Probst. «Fett war früher ein besonders wichtiger Nährstoff. In schlechten Zeiten musste man zusehen, dass man zu genügend Fett kam, um zu überleben.»

Ähnlich sieht es ETH-Professor Wolfgang Langhans, der sich mit Ernährung und Gesundheit beschäftigt: «In der Evolution war es wichtig, dass wir möglichst viel Energie aufnehmen konnten.» Damit hänge sicher zusammen, dass ein gewisser Fettgehalt in der Nahrung als gut empfunden werde. Komme hinzu, dass der Mensch so programmiert sei, dass er sich überessen könne, wenn er etwas fein finde. Langhans kommt daher zum Schluss: «In den Kartoffelchips muss gar kein geheimer Stoff sein, dass man immer wieder zulangt.»

Abgelenkt essen wir mehr

Eine weitere Erklärung für das unkontrollierte Reinschaufeln von Chips liefert die Verhaltensforschung. Chips essen wir häufig in Situationen, in denen wir abgelenkt sind: beim Apéro mit Freunden, während eines spannenden Fussballspiels vor dem Fernseher. Und genau diese Ablenkung führt dazu, dass wir mehr essen als in anderen Situationen. Professor Michael Siegrist, Verhaltensforscher an der ETH Zürich: «Wenn wir abgelenkt sind, können wir uns nicht merken, was wir schon gegessen haben. Dies kann dann zu einem Überessen führen.»

«Espresso Aha!»

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«Mit Geheimpulver gäbe es keine Flops»

Ist nun also wirklich nichts in den Pommes Chips, das uns süchtig macht? «Nein», versichert die Zweifel Chips & Snacks AG, prominentester Schweizer Hersteller von Chips. Geschäftsführer Mathias Adank räumt allerdings ein, dass das «Immer-wieder-zulangen-Wollen» schon ein Kriterium sei. «Natürlich suchen wir Produkte, von denen die Kunden sagen: Davon esse ich gerne etwas mehr als eine Handvoll.» Darum würden neue Produkte intensiv getestet: zuerst von den Produktentwicklern, danach von 20 bis 30 Mitarbeitern. Und schliesslich durchlaufen die Chips einen externen Test an einer Vielzahl von Personen.

Trotz dieser Tests kommt es zwischendurch vor, dass ein Flop auf den Markt kommt. «Ja, das passiert auch uns», gibt Mathias Adank zu und nennt als Beispiel Pommes Chips mit Feta-Oliven-Geschmack. Diese seien zu Beginn gut gelaufen – bald habe sie aber niemand mehr kaufen wollen. «Sie sehen: Hätten wir ein Geheimpulver, hätten wir wohl nie einen Flop.»

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