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«Multidrive» - Berner Tüftler wollen den Rollstuhl geländegängiger machen
Aus Puls vom 10.01.2011.
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Ein Rollstuhl ohne Grenzen

Drei Berner Oberländer Tüftler haben in jahrelanger Freizeitarbeit einen Rollstuhl entwickelt, der Treppen, Waldböden oder steinige Flussufer überwinden kann. Technisch funktioniert ihr «Multidrive» – bis er allenfalls in Produktion kommt, müssen die Erfinder aber noch etliche Hürden nehmen.

Die Idee zum treppengängigen Rollstuhl kam Andreas Jutzeler 1996. Er war am Neuenburgersee unterwegs mit einer jungen Frau im Rollstuhl. Als sie die paar Treppenstufen zu einem Restaurant hinauf wollten, musste die Frau samt Rollstuhl hinaufgetragen werden. «Auf den Mond fliegen können wir, aber mit dem Rollstuhl eine Treppe hoch geht nicht. Das kann‘s doch nicht sein!», sagte sich Garagist Jutzeler.

Tatsächlich gab es weltweit keinen treppengängigen Rollstuhl. Im Elektroniker Bruno Schranz und dem Paraplegiker und Rollstuhlbauer Max Jung fand er zwei Mitstreiter aus dem Berner Oberland. Sie begannen mit ersten Konstruktionszeichnungen.

Schwierige Umsetzung

Schnell merkten sie warum sie die ersten waren mit ihrer Idee: Die Umsetzung erwies sich als äusserst schwierig. «Alle Fachleute sagten, ‹eure Ideen sind ja gut, aber technisch ist das nicht umsetzbar›», erzählt Jutzeler. Das war den drei aber erst recht Ansporn, und nach vier Jahren hatten sie ein erstes Modell gebaut. Allerdings funktionierte es nicht so recht. Also konstruierten sie weiter, gründeten eine Firma, holten sich externe Hilfe und bauten mehrere Funktionsmodelle.

Mechanisch und elektronisch

Sie investierten Tausende Arbeitsstunden und viel Geld - «sehr viel», wie Andreas Jutzeler schmunzelnd meint. Heute können sie einen funktionstüchtigen Rollstuhl präsentieren, der Treppen steigt, über Baumstämme klettert, im Schnee und im Sand vorwärtskommt. Und das mechanisch und elektronisch, je nach Ausstattung. Diese Kombination macht den «Multidrive» besonders interessant.

Fachleute von Idee überzeugt

«Der ‹Multidrive› entspricht einem Bedürfnis unserer Patienten», sagt Diana Siegrist, Leiterin der Ergotherapie im Schweizer Paraplegiker-Zentrum Nottwil. Der Rollstuhl würde den Patienten Freiheiten und Unabhängigkeit geben, wie man es heute nicht kennt. Allerdings ist das Funktionsmodell noch viel zu schwer und klobig. Das wissen auch die Erfinder. Sie sind darum auf der Suche nach einem Investor, der ihr Modell in Leichtbauweise anfertigen könnte. Dann endlich wären sie in der Lage einen Prototypen herzustellen und ihn bis zur Produktionsreife weiterzuentwickeln.

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