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Schlechte Seniorenzähne – Mehr Kontrollen im Altersheim
Aus Puls vom 23.04.2018.
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Mundhygiene lohnt sich Mehr Aufmerksamkeit für Seniorenzähne

In Alters- und Pflegeheimen schaut kaum jemand den Senioren in den Mund. Im Kanton Graubünden seit Anfang Jahr schon.

Vor nicht allzu langer Zeit waren die Gebissprothese ab einem gewissen Alter die Regel. Heute kommen immer mehr hochbetagte Menschen mit eigenen Zähnen in Alters- und Pflegeheime. Gute Mundhygiene sei Dank – die dann aber schnell der Vergangenheit angehört.

Gut die Hälfte der Gebisse sind deshalb in desolatem Zustand und Quelle schwerer Krankheiten. Und seit Jahren laufen Bemühungen, die Mundhygiene in Pflegeheimen zu verbessern.

Zahnarzt obligatorisch

Der Kanton Graubünden belässt es nicht bei Lippenbekenntnissen: Seit Anfang Jahr gilt: Um eine Betriebsbewilligung zu erhalten, muss ein Heim nachweisen, dass es einen Konziliar-Zahnarzt hat. Also einen fixen Zahnarzt, der für das Heim zuständig ist.

Dafür gekämpft hat Marcel Z’Graggen, Präsident der Schweizerischen Zahnärzte der Sektion Graubünden. Geht es um die Zahngesundheit, schaut er zweimal hin. Denn um die Zahnpflege in Alters- und Pflegeheimen ist es nach seiner Beobachtung nicht gut bestellt. Zu oft sind die Bewohner bei der Zahnpflege wenig unterstützt.

Als er vor zehn Jahren sein Projekt startete, war er regelrecht entsetzt: «Wir haben Zustände von gut bis komplett verwahrlost angetroffen. So verwahrlost, dass es ethisch nicht vertretbar war.» Die Zähne nicht sauber, die Mundhöhle schlecht gepflegt: Die daraus entstehenden Bakterienherde sind nicht nur unangenehm, sie fördern auch ernsthafte Erkrankungen wie Lungenentzündungen oder Diabetes.

Win-Win-Situation für Bewohner und Heim

Im Churer Seniorenheim Cadonau konnte er die Heimleitung überzeugen, eigens einen Behandlungsraum einzurichten. Ohne Eingangsuntersuchung findet hier niemand einen Platz. Die Kosten der Erstuntersuchung von rund 150 Franken übernimmt das Seniorenheim.

Für die Bewohner rechnet sich das mit spürbar besseren Zähnen, und auch die Heimleitung weiss, was sie von der verbesserten Zahnhygiene hat: Die Kostenersparnisse sind weit höher.

Das Vorgehen im Cadonau ist so erfolgreich, dass im gesamten Kanton Graubünden mittlerweile die Heimbewilligung an einen eigens zuständigen Heimzahnarzt geknüpft ist.

Und das Bündner Modell stösst auf Interesse. Gut möglich, dass bald weitere Kantone ihren Senioren genauer auf den Zahn fühlen.

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