Zum Inhalt springen

Header

Inhalt

FIFA WM 2014 Costa Rica auf den Spuren von Nordkorea

Als letzte kleine Fussballnation erreichte Nordkorea vor fast 50 Jahren einen WM-Viertelfinal. Mit Costa Rica tat es den Asiaten ein Land gleich, das als Musterstaat Lateinamerikas gilt.

Costa Rica steht im Viertelfinal. Ob der überzeugenden Auftritte in der WM-Vorrunde und dem wenig berauschenden Achtelfinal gegen Griechenland geht die Brisanz dieses einfachen Satzes fast ein wenig unter.

Darum etwas ausführlicher: Costa Rica setzte sich in seiner Gruppe gegen die drei Weltmeister-Nationen Uruguay, Italien und England durch. Mit dem Erfolg über Griechenland trug sich Costa Rica nun richtig prominent in die WM-Geschichtsbücher ein.

Als Eusebio die Nordkoreaner stoppte

Aussenseiter hatten es ab und zu in die WM-Viertelfinals geschafft. Südkorea und allenfalls auch die Türkei und Senegal 2002 sind zu ihnen zu zählen, oder Kamerun 1990 mit dem unwiderstehlichen Roger Milla. Doch waren all dies Nationen, die gemeinhin nicht als «Fussballzwerge» eingestuft werden.

Man muss bis ins Jahr 1966 zurückblättern, um Costa Ricas Erfolg einzuordnen. Damals überraschte in England Nordkorea. Die Asiaten besiegten Italien in der Vorrunde ebenfalls sensationell mit 1:0 und wurden erst durch vier Tore von Portugals Eusebio im Viertelfinal gestoppt (3:5).

Demokratisch, wirtschaftlich stabil und pazifistisch

Damit wäre - neben den Farben der Landesflagge (blau-weiss-rot) - denn auch die einzige Gemeinsamkeit zwischen Nordkorea und Costa Rica gefunden. Während in erstgenanntem Staat eine autoritäre Führungsriege die Bevölkerung am kürzest möglichen Band hält, regelmässig mit dem Säbel rasselt und die Welt mit Atomtests schockiert, gilt Costa Rica als Vorzeigestaat. Seit 1940 wird es demokratisch regiert, die Armee wurde 1949 per Verfassung abgeschafft. Costa Rica gilt als wirtschaftlich und politisch stabilstes Land Lateinamerikas.

Präsidiale Dekrete gibt es auch in Costa Rica, allerdings sind sie derzeit von spezieller Prägung: Luis Guillermo Solis verordnet seinen Beamten bei WM-Spielen schon Mal eine Arbeitspause.

Fast jeder Vierte spielt Fussball

«An alle Leute in Costa Rica, ob zuhause oder auf den Strassen: Dieser Erfolg gehört euch!», rief Trainer Jorge Luis Pinto nach dem Sieg über Griechenland aus. Mit «alle Leute» sind genau 4,5 Millionen Einwohnerinnen und Einwohner gemeint. Damit zählt Costa Rica zu den bevölkerungsärmsten Nationen, die an der WM teilnehmen. Ein besseres Bevölkerungs-/Leistungsverhältnis hat normalerweise nur der zweifache Weltmeister Uruguay mit seinen rund 3 Millionen Einwohnern aufzuweisen.

Für den Fussball lassen sich die Einwohner Costa Ricas aber begeistern, wie die Einwohner der grossen Fussballnationen. Nicht weniger als 1 Million Menschen sollen gemäss der FIFA in Costa Rica dem Ball nachjagen. «Die Bevölkerung liebt den Fussball und sie verdient diesen Erfolg», freute sich Pinto und er verspricht: «Beim Viertelfinal wird es nicht bleiben. Ihr könnt euch gewiss sein, dass wir dort nicht ausscheiden werden.»

Gegen die Niederlande tritt der Fussballzwerg am Samstag wieder einmal als krasser Aussenseiter an – die Fussballer aus dem Musterstaat Lateinamerikas wollen es dann besser machen als die Nordkoreaner vor 48 Jahren.

Sendebezug: SRF zwei, FIFA WM 2014, 29.06.2014, 22:00 Uhr.

Meistgelesene Artikel