67 Jahre am Stück konnten sich die Grasshoppers oben halten – und dabei im Schweizer Spitzenfussball zeitweise auch für die Musik sorgen. Nun ist der Abstieg von Blau/Weiss besiegelt – der zweite der Klubgeschichte und der erste seit 7 Jahrzehnten.
«Bitter», fällt dem Fussball-Experten Peter Schnyder beim SRF Radio dazu ein. Er erläutert seinen Standpunkt folgendermassen: «GC ist nicht ein normaler Fussballklub, sondern eine Institution, die den hiesigen Fussball geprägt hat.» Die Einschätzung des Fachmanns galt nicht mehr für die vergangenen Saisons.
Offenbar ist Geld vorhanden. Nun muss dieses einfach vernünftig investiert werden.
Sein mondänes Image verlor der einst so stolze Rekordmeister (27 Titel und 19 Cup-Pokale) im März 2003. Damals stiegen die Geldgeber und Besitzer Rainer E. Gut sowie Fritz Gerber aus. Fortan musste der Gürtel enger geschnallt werden.
Alarmierende Zahlen
Nach dem Vizemeister-Titel 2013/14 gab es für die Zürcher zum Meisterschaftsende nur noch eine ordentliche Klassierung: Rang 4 im Frühling 2016. Daneben resultierten seither die Plätze 8, 8 und 9. Diese Saison hatte GC nur an 14 Spieltagen nicht die Rote Laterne gefasst. Im Cup bedeutete Nyon aus der Promotion League bereits im 1/16-Final Endstation.
Seit dem 21. Super-League-Durchgang verharrt das inzwischen von Uli Forte trainierte heterogene Team am Tabellenende. In der Rückrunde steht es noch sieglos und mit bloss 7 Punkten aus 14 Partien da. Mit erst 28 Toren stellt man die klar schwächste Offensive der Liga.
Zahlen, die geradezu alarmierend sind – auch im Vergleich zu jenen der Absteiger seit 2004. Die Relegation in die Challenge League ist darum die logische Konsequenz.
Die Absteiger aus der Super League
Saison | Klub | Punktetotal | Differenz zum Vorletzten | Torverhältnis |
---|---|---|---|---|
2018/19 | Grasshoppers* | 24 | 13 Punkte | 28:55 |
2017/18 | Lausanne | 35 | 4 Punkte | 46:67 |
2016/17 | Vaduz | 30 | 5 Punkte | 45:78 |
2015/16 | Zürich | 34 | 1 Punkt | 48:71 |
2014/15 | Aarau | 30 | 1 Punkt | 31:64 |
2013/14 | Lausanne | 24 | 18 Punkte | 38:71 |
2012/13 | Servette | 26 | 7 Punkte | 32:62 |
2011/12 | Sion | 17 (startete mit -36) | 9 Punkte | 40:35 |
2010/11 | St. Gallen | 31 | 1 Punkt | 34:67 |
2009/10 | Aarau | 23 | 2 Punkte | 32:88 |
2008/09 | Vaduz | 22 | 13 Punkte | 28:85 |
2007/08 | Thun | 27 | 7 Punkte | 30:70 |
2006/07 | Schaffhausen | 25 | 1 Punkt | 27:58 |
2005/06 | Yverdon | 32 | 1 Punkt | 38:64 |
2004/05 | Servette | 20 (Konkurs zur Winterpause) | 12 Punkte | 24:28 |
2003/04 | Wil | 29 | 7 Punkte | 37:73 |
* Aktueller Stand 3 Runden vor Schluss
Fragliche Zukunft
«GC wurde bestraft für seine falsche Personalpolitik», erklärt Experte Schnyder unzweideutig. Diese zog sich in jüngster Vergangenheit wie ein roter Faden durch den Klub – von der Führungsebene bis hin zum Kader auf dem Rasen. «Es fehlte das Konzept. Man hätte viel früher reagieren müssen. Aber man schaute tatenlos zu», spricht Schnyder weiter Klartext.
Die brennende Frage ist nun, ob die Grasshoppers wieder auf die Beine finden, eine Liga tiefer neu Anlauf nehmen können. Ein langfristiger Niedergang ist aufgrund der aktuellen Bestandesaufnahme zumindest nicht auszuschliessen. Doch Schnyder sieht auch Hoffnung: «Offenbar ist Geld vorhanden. Nun muss dieses einfach vernünftig investiert werden.»
Resultate
Sendebezug: SRF zwei, «Super League – Goool», 05.05.2019 18:00 Uhr