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4 Jahre Haft drohen Diack-Prozess zu Ende – Urteil im September

Der Korruptionsprozess gegen den Ex-Präsidenten des Weltverbandes der Leichtathleten Lamine Diack ist in Paris zu Ende gegangen.

Lamine Diack erscheint am 8. Juni vor Gericht.
Legende: Bild vom Prozess-Start Lamine Diack erscheint am 8. Juni vor Gericht. Keystone

Die französische Staatsanwaltschaft hat zumindest das moralische Urteil im Korruptionsprozess in Paris gegen Lamine Diack bereits gefällt. Der 87-jährige Senegalese habe ein «Vergehen der Redlichkeit begangen, das weltweit Schaden verursacht hat».

Die Staatsanwaltschaft forderte eine Gefängnisstrafe von vier Jahren und eine maximale Geldstrafe von 500'000 Euro. Diack war wegen Betrugs, Korruption, Veruntreuung und Geldwäsche angeklagt worden.

Verteidigung mit Plädoyer

Zum Abschluss des Prozesses bat der Diack-Anwalt Simone Ndiaye in seinem Plädoyer, seinen Mandanten nicht zum «Sündenbock» zu machen. Er forderte die Richter auf, «sich vor rein moralischen Urteilen zu hüten» und «der Versuchung zu widerstehen, dies zu einem beispielhaften Fall zu machen», um den Weltverband, der mittlerweile World Athletics heisst, zu reinigen.

Die Verteidigung eines Mitangeklagten kritisierte zudem die Ermittlungen. Es hätten auch russische Athleten angehört werden müssen, erklärte die Verteidigung des früheren Diack-Beraters Habib Cissé.

Diacks Sohn drohen gar 5 Jahre Gefängnis

Härter als Lamine Diack soll sein Sohn Papa Massata bestraft werden. Die Staatsanwaltschaft beantragte in Abwesenheit für den ehemaligen Marketingberater der IAAF und Drahtzieher im Hintergrund fünf Jahre Gefängnis und eine Geldstrafe von ebenfalls 500'000 Euro. Papa Massata hat sich in den Senegal zurückgezogen, der ihn trotz Haftbefehls von Interpol nicht ausliefern will.

Die zahlreichen E-Mails, Briefe und Finanztransfers, die als Beweise für die Korruptionsvorwürfe vorgelegt wurden, belegen laut Staatsanwaltschaft, dass der Weltverband unter der Ägide der Diacks von 1999 bis 2015 ein «Paradies der Interessenskonflikte» und «das Objekt ihres Präsidenten» gewesen sei. Sie geisselten auch die «Kontrolle der Finanzen durch Vater und Sohn» der IAAF.

Geld für Vertuschung von positiven Doping-Tests erpresst

In seiner Amtszeit soll Lamine Diack laut Staatsanwaltschaft direkt oder indirekt 3,45 Millionen Euro von vorwiegend russischen Athleten für die Vertuschung von positiven Doping-Tests erpresst haben. Mehrere Athleten konnten dadurch an den Olympischen Spielen 2012 in London teilnehmen und Gold gewinnen.

Seinem Sohn soll Lamine Diack zudem erlaubt haben, sich in Verhandlungen mit Sponsoren – der russischen Bank VTB, dem südkoreanischen Mischkonzern Samsung oder dem chinesischen Sender CCTV – mehrere Millionen Euro anzueignen.

Einem früheren Bericht zufolge räumte Diack in weiten Teilen ein, entschieden zu haben, Disziplinarverfahren gegen gedopte russische Athleten zurückzusetzen. Es sei ihm vor allem um die finanzielle Gesundheit der IAAF gegangen.

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Archiv: Prozess zu einem der grössten Skandale im Weltsport
Aus Tagesschau vom 08.06.2020.
abspielen. Laufzeit 3 Minuten 19 Sekunden.

SRF zwei, sportflash, 08.06.20, 22:35 Uhr ;

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