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Berner Schwinger vor Ablösung? Auf in eine neue Ära

Vor 13 Jahren begann beim Kilchberger Schwinget die Ära der Dominanz einer überragenden Berner Generation. Diese Ära geht zu Ende – und hat Folgen für das, was kommen wird.

Matthias Sempach 2014.
Legende: Der letzte Sieger in Kilchberg Matthias Sempach 2014. Keystone

Als sich im Schlussgang des Kilchberger Schwinget 2008 Christian Stucki und Matthias Sempach gegenüberstanden, da war allen klar, dass die Mutzen die Regentschaft übernommen hatten. Eine Regentschaft mit Ansage.

Die Generation mit Stucki, Glarner, Wenger, den beiden Sempachs, Siegenthaler, Zaugg, Graber, Kämpf, Anderegg und Gnägi, später verstärkt von Aeschbacher, Käser und Curdin Orlik war so stark, dass an dieser Armada von Bösen aus dem Bernbiet schlicht kein Vorbeikommen war. Fast keines.

2011 gelang Daniel Bösch am Unspunnen-Schwinget das Kunststück, mitten in dieser Ära der Berner Dominanz einen grossen Sieg zu erringen. Die anderen sieben Schwingfeste mit eidgenössischem Charakter seit 2008 wurden allesamt eine Beute der hungrigen und so starken Bären.

Video
Archiv: Sempach gewinnt in Kilchberg 2014
Aus Sport-Clip vom 07.09.2014.
abspielen. Laufzeit 5 Minuten 47 Sekunden.

Giger: Jung, erfolgreich und mit Rückhalt

Mittlerweile befindet sich allerdings die Hälfte dieser ausserordentlichen Generation im sportlichen Ruhestand, der grössere Teil des Rests ist im fortgeschrittenen Athletenalter. Anders gesagt: Es beginnt eine neue Ära.

Vielleicht die des Samuel Giger. Er ist nicht nur der grosse Favorit am diesjährigen Kilchberger Schwinget, er hat auch das Zeug, die nächsten Jahre zu dominieren. Giger ist noch jung, was man bisweilen vergisst, weil er schon so viel gewonnen hat. Und er ist längst nicht am Ende seiner sportlichen Entwicklung.

Samuel Giger nach seinem Sieg am Rigi in diesem Jahr.
Legende: Erfolgreichster Ostschweizer Samuel Giger nach seinem Sieg am Rigi in diesem Jahr. Freshfocus

Ausserdem hat Giger ein starkes und aufstrebendes Team von Nordostschweizern um sich herum. Zwar nicht eine solche Brigade von Spitzenschwingern, wie sie die Berner in der jüngeren Vergangenheit hatten, aber das wird es ohnehin nicht so schnell wieder geben.

Innerschweiz trotz Grösse nicht prägend

Sollte sich die Nordostschweiz die Führungsrolle in der Schwingerschweiz zurückerobern, dann hätte das eine gewisse Logik. Denn im Verlauf der letzten Generationen pendelte diese Rolle zwischen Bern und der Ostschweiz hin und her. Und damit grösstenteils an der Innerschweiz, dem nach Anzahl Schwingern grössten Teilverband, vorbei.

Die Innerschweiz hat zwar bei jedem bedeutenden Anlass grossartige Athleten und Siegesanwärter mit dabei. Auch am Samstag, mit Joel Wicki, Sven Schurtenberger und vielleicht Christian Schuler. Aber eine Ära prägen und dominieren, das ist eine andere Sache. Das können die Nordostschweizer und die Berner – so zeigt es die Geschichte – offenbar besser. Warum auch immer.

Junge Berner stürmen ins Sägemehl

Gut möglich also, dass es Richtung Ostschweiz geht. Wenn denn das Erbe nicht verbandsintern übergeben wird. Denn nebst den vielen grossen Siegen hat die goldene Berner Generation vor allem eines erreicht: Einen veritablen Ansturm junger Athleten im eigenen Verbandsgebiet.

Schwingerkönig Christian Stucki.
Legende: Hat viele junge Berner inspiriert Schwingerkönig Christian Stucki. Keystone

Das zeigt sich an der Anzahl teilnehmender Berner am Samstag. Diese Anzahl wird für jeden Teilverband prozentual zur Gesamtmenge aktiver Schwinger festgelegt und verändert sich von Mal zu Mal. So erhielt Bern für den Kilchberger Schwinget 2008 zwölf Startplätze. 2014 konnten schon 15 Berner in Kilchberg teilnehmen. In diesem Jahr sind es 16. Über 13 Jahre gesehen ist das ein schier unglaubliches Plus von einem Drittel!

Die zu Ende gehende Ära dieser herausragenden Berner Generation war also offensichtlich nicht nur hoch erfolgreich, sondern auch teilverbandsintern inspirierend. Und wird deshalb so oder so auch die nächste Ära mitprägen, von wem auch immer sie angeführt werden wird.

SRF zwei, «sportpanorama», 19.9.21, 19 Uhr

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