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Schweden lässt das Rauchen, aber nicht den Tabak
Aus SRF 4 News vom 30.05.2023. Bild: Keystone / Paul Wennerholm
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Snus: Tabak im Teebeutel In Schweden wird gesnust statt geraucht – ist das gesünder?

Saugen ist gesünder als Inhalieren – und trotzdem fährts ein. Der Tabak im Beutel ersetzt in Schweden die Zigarette.

Snus hat in Schweden Tradition und erlebt gleichzeitig ein Revival. Fast 30 Prozent der schwedischen Bevölkerung klemmt sich den Tabak nicht als Zigarette zwischen die Lippen, sondern im Beutelchen hinter die Oberlippe.

Hier entfaltet der Tabak seine Wirkung. Das Nikotin gelangt via Mundschleimhaut ins Blut und von dort ins Gehirn, wo es anregt und gleichzeitig beruhigt. Etwas langsamer zwar als mit Lungenzügen, aber doch schnell genug, um die Nikotinabhängigkeit zu befriedigen.

Was ist Snus?

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Snus setzt sich aus getrocknetem und gemahlenem Tabak zusammen, der mit Salzen gewürzt ist und mit unterschiedlichen Aromen angereichert. Der urig skandinavische Lutschtabak ist in Schweden sehr beliebt und wird auch in Norwegen viel konsumiert. In weit geringerem Ausmass auch in anderen Ländern wie der Schweiz.

Schweden lässt das Rauchen, aber nicht den Tabak

Weil in Schweden immer häufiger gesnust als geraucht wird, überquert das Land im Norden wohl bald die Schwelle zur rauchfreien Welt. Rauchfrei darf sich ein Land nennen, wenn die Zahl der Raucherinnen unter fünf Prozent fällt. Gesundheitlich ist das gut so. Tabak bleibt zwar Tabak und das Nikotin verliert sein Suchtpotenzial nicht, nur weil es im kleinen Beutel statt im gerollten Papier daherkommt. Aber Rauchen ist sehr viel schädlicher.

Jährlich 9'500 Todesfälle durch Tabakkonsum

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In der Schweiz sterben jährlich etwa 9'500 Menschen an den Folgen des Zigarettenkonsums. Lungenkrebs ist mit 30 Prozent die häufigste Todesursache, die aufs Konto des Rauchens geht. Gefolgt von chronischen Atemwegserkrankungen und Herz-Kreislauf-Erkrankungen. In Europa sterben jährlich 700'000 Menschen frühzeitig an den Folgen des Tabakkonsums.

Snus-Forschung zeigt Risiken, aber weit geringere

Bei Snus sieht das Krankheits- und Sterberisiko anders aus. Übersichtsstudien zeigen zwar, dass ein hoher Snus-Konsum mit Diabetes und dem metabolischen Syndrom vergesellschaftet sein kann. Aber die Daten sind nicht ganz schlüssig und ein Überblick ist noch schwierig – vor allem, was die Langzeitfolgen angeht. Dazu gibt es erst prospektive Studien. Also solche, die im Jetzt errechnen, was in Zukunft geschehen könnte.

Eine grossangelegte Untersuchung ergab beispielsweise, dass das Sterberisiko von Snusern in Schweden etwa 30 Prozent höher sein könnte als jenes von Menschen, die keinen Tabak konsumieren. Das Risiko steige mit der Dauer des Gebrauchs, aber nicht mit der wöchentlichen Dosis.

Soweit die Prognosen für die Zukunft. Was sich jedoch heute schon klar zeigt, sind Probleme mit der Mundgesundheit. Snuskonsum kann zu Veränderungen der Mundschleimhaut führen und zu Zahnfleischentzündungen, an den Stellen, wo das Tabak-Beutelchen gewöhnlich platziert wird. Diese Effekte verschwinden aber in der Regel, wenn man das Snusen lässt.

Schwedens Einsatz für seine Tradition lohnt sich

Alle bisherigen statistischen und epidemiologischen Daten zeigen: Der Konsum von Snus verringert die gesundheitlichen Risiken Nikotinabhängiger signifikant. Daten der Weltgesundheits­organisation WHO belegen, dass Schweden weltweit die niedrigste Todesrate hat im Zusammenhang mit Tabakkonsum und die geringste Anzahl Männer, die an Lungenkrebs erkranken.

Es scheint sich zu lohnen, dass Schweden sich für seine Tradition eingesetzt hat. Beim Eintritt in die EU hat es sich den legalen Verkauf von Snus erstritten. Im Rest der EU ist der Handel mit Snus verboten. Und in der Schweiz? Hier ist der Verkauf nach längerem Hin und Her erlaubt. Das hat das Bundesgericht vor genau drei Jahren entschieden.

SRF 4 News, 30.05.2023, 11:25 Uhr

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