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Alles weg: Wie das Universum zerbröseln könnte
Aus Wissenschaftsmagazin vom 04.09.2021. Bild: IMAGO / Science Photo Library
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Zerfetzt, erfroren, kollabiert So könnte unser Universum untergehen

Alles endet einst – auch das Universum. Wie, das zeigen vier Endzeitszenarien. Das unheimlichste führt in die Schweiz.

Unser Universum wird eines Tages untergehen, das ist in der Astrophysik unumstritten. Aber wie und wann das passiert, dazu sind unterschiedliche Szenarien denkbar.

Die gute Nachricht dabei: All diese Apokalypsen haben eines gemeinsam: Sie sind erst in vielen Milliarden Jahren zu erwarten. Oder fast: Denn ein Untergang ist grundsätzlich jederzeit möglich, auch heute.

Zerstörerische Quantenblase 

Blicken wir nach Genf: Am CERN wurde 2012 das Higgs-Boson entdeckt. Ein ganz besonderes Elementarteilchen. Es ist mit dem Higgs-Feld verbunden, jenem Energie-Feld, das den ganzen Kosmos durchdringt und dem wir letztlich unsere Masse verdanken.

Doch das Higgs-Feld hat etwas Unberechenbares an sich: Hinweise deuten darauf hin, dass es sich im frühen Universum mal geändert hat. Und das könnte wieder passieren. «Das würde das Universum zerstören», sagt die Astrophysikerin Katie Mack, die einen Bestseller über Weltuntergänge geschrieben hat.

Das Problem: Es könnte sein, dass das Higgs-Feld noch nicht in seinem tiefsten Energiezustand angelangt ist, ähnlich wie ein Glas an einer Tischkante. «Wenn man lange genug wartet, wird das Glas zu Boden fallen», sagt Katie Mack, «dort wäre es dann im tiefsten Energiezustand, aber kaputt.»

Nach den Gesetzen der Quantenphysik könnte ein solch «metastabiles» Higgs-Feld zum Beispiel einfach spontan seinen Energiezustand ändern. Sein neuer Energiezustand würde sich dann im Kosmos mit Lichtgeschwindigkeit ausbreiten wie eine Blase. Alles was mit der «Quantenblase» in Berührung kommt, würde zerstört – also auch die Kräfte, die in uns die Atome und Moleküle zusammenhalten. Wir würden sozusagen zerbröseln.

Sorgen sind dennoch nicht nötig, betont Katie Mack. Ein solches Ende wäre heute zwar theoretisch denkbar. Doch falls es überhaupt soweit käme, dann mit extrem viel grösserer Wahrscheinlichkeit erst in vielen Milliarden Jahren.

The Big Freeze – das grosse Frieren 

Am naheliegendsten wäre es, das Universum würde sich wie heute einfach weiterhin in alle Richtungen ausdehnen, angetrieben von einer rätselhaften Kraft, die als «Dunkle Energie» bekannt ist.

Auf dem Bild ist ein Stern zu sehen.
Legende: Würde sich das Universum in alle Richtungen ausdehnen, wäre ein Bild, wie es hier zu sehen ist, nicht mehr möglich. Sterne würden vereinsamen und ausbrennen. imago images

Demnach entfernen sich Galaxien mit ihren Milliarden von Sternen und Planeten immer stärker voneinander. In vielen Milliarden Jahren wird jeder Stern zum einsamen Single und brennt aus. Schwarze Löcher hauchen ihr Leben verdampfend aus. Alle Materie zerfällt. Das Weltall endet in Kälte erstarrt, dunkel und leer.

The Big Rip – das grosse Zerreissen

Vielleicht hat die Dunkle Energie sogar noch mehr Power als heute erwartet. Es ist denkbar, dass diese erst wenig verstandene Kraft nicht nur Galaxien und Galaxienhaufen voneinander entfernt, sondern in ferner Zukunft auch die Himmelskörper selbst zunehmend dehnt.

Auf dem Bild ist eine Kollision von Galaxien und Sternen zu sehen.
Legende: Eine ungemein starke, sogenannt «dunkle Phantom-Energie» könnte dereinst alles im Weltall zerreissen. imago images

Derart malträtiert werden Sterne und Planeten irgendwann explodieren. Bis hin zu den letzten Atomen wird alles auseinandergerissen.

The Big Crunch – das grosse Knirschen

Es könnte aber auch passieren, dass sich der Kosmos wieder zusammenzieht, wenn die Anziehungskraft der Himmelskörper und der unsichtbaren, sogenannt «Dunklen Materie», zu gross würde.

Eine Darstellung des Big Crunch.
Legende: Bei einem Kollaps des Universums käme es zu spektakulären Sternen-Crashs und gewaltigen Explosionen. imago images

Gemäss dieser Vorstellung kommen Galaxien einander wieder näher und näher, Sterne stossen immer öfter zusammen, zuletzt erfüllt glutheisses Plasma das All – bis es klein wie ein Punkt erlöscht. Die Theorie des «Big Crunch» hat jüngst an Gewicht verloren, weil sie punkto Ausdehnung des Kosmos nicht auf dem neusten Stand ist.

Buchhinweis:

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Katie Mack: «Das Ende von allem – astrophysikalisch betrachtet», auf Deutsch erschienen im Piper Verlag.

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Wissenschaftsmagazin, 04.09.2021, 12:40 Uhr

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