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Cites: Kein Artenschutz, sondern ein Handelsabkommen
Aus Echo der Zeit vom 13.08.2019. Bild: Keystone
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Elfenbein und Krokodilleder In der Kammer des Schreckens

Besuch in der Asservatenkammer des Bundes, wo konfiszierte Tierprodukte lagern – Wolfspelze, Elfenbein und Shahtoosh.

Mathias Lörtscher steht vor einer schweren Stahltür. Es ist kühl und lichtlos hier unten – drei Stöcke unter der Erde. Die Türe ist gut gesichert. «Wenn sie jemand aufbricht oder sie länger als 20 Sekunden offen steht, geht bei der lokalen Polizei ein Alarm los», meint Lörtscher. Er schliesst die Tür auf.

Gestapelte Stosszähne.
Legende: Der Zoll hat massenhaft Elfenbein sicher gestellt. Die Stosszähne stapeln sich in der Asservatenkammer des Bundes. SRF / Urs Gilgen

Was sich im Raum dahinter verbirgt, ist in doppelter Hinsicht schützenswert. Die Gegenstände, die hier lagern sind nicht nur wertvoll, sondern auch verboten. Es ist die sogenannte Asservatenkammer des Bundes – hier wird am Zoll konfiszierte Ware aufbewahrt.

Das Artenschutzabkommen

In der Kammer stehen riesige Elefantenzähne. An den Wänden sind deckenhohe Regale bis oben vollgestopft mit Krokodilleder-Schuhen, Elfenbein-Figuren und Schildkrötenpanzer. In der Ecke steht ein Garderobenständer, der unter der Last dicker Raubtierfelle fast zusammenbricht.

Elfenbeinfiguren
Legende: In der Kammer lagern tausende Elfenbeinprodukte – seien es die unbearbeiteten Stosszähne oder fein geschnitzte Figuren. SRF / Urs Gilgen

Es sind alles Waren, die unter das Artenschutzabkommen Cites fallen. Lörtscher ist Chef der Schweizer Vollzugsbehörde dieses Abkommens. Es existiert seit 1973 und wurde von 183 Staaten unterzeichnet.

Steht eine Lockerung an?

Global gesehen ist nur ein winziger Teil der bedrohten Tiere und Pflanzen durch Cites geschützt. Es sind zwar rund 35'000 Tier- und Pflanzenarten erfasst, doch wirklich verboten ist der Handel nur mit zirka 1000 davon. «Bei allen andern ist er erlaubt», meint Lörtscher, «vorausgesehen er ist nachhaltig und auch korrekt dokumentiert».

Regal mit Pelzen
Legende: Bei gewissen Tierprodukten ist der Handel zwar erlaubt, wenn die Herkunft jedoch nicht dokumentiert ist, wird auch diese Ware konfisziert. SRF / Urs Gilgen

Nun soll auch an den 1000 verbotenen Arten gerüttelt werden. Bei einigen von ihnen – wie Elefanten oder Breitmaulnashörnern – könnte das totale Handelsverbot fallen. Das fordern zumindest einige afrikanische Länder wie Sambia oder Namibia. Wenn es nach ihnen geht, soll der Handel mit Elfenbein und Tierhäuten zum Teil wieder gelockert werden.

Die Regale sind voller Schuhe.
Legende: Die Masse an beschlagnahmten Schuhen zeigt, wie gross die Nachfrage nach Produkten aus verbotenem Tierleder ist. SRF / Urs gilgen

Über diese und andere Fragen wird diese Woche in Genf diskutiert. Mathias Lörtscher ist mit dabei. «Wir diskutieren rund 50 neue Vorschläge und nehmen eventuell auch neue Arten auf.» Die Forderungen aus Sambia und Namibia zur Lockerung des Schutzes sind umstritten.

Härtere Strafen für Handel mit geschützten Arten

Box aufklappen Box zuklappen

Schwere Fälle von illegalem Handel mit international geschützten Tieren und Pflanzen sollen künftig als Verbrechen gelten. Ein schwerer Fall liegt vor, wenn die Täter gewerbs- oder bandenmässig handeln oder eine grosse Anzahl von geschützten Exemplaren betroffen ist.

Das ist eine Forderung des Parlaments. Der Bundesrat hat eine entsprechende Gesetzesänderung in die Vernehmlassung geschickt. Diese dauert bis Mitte November 2019.

Begehrte Ware – trotz Verbot

Ob verboten oder nicht – gehandelt wird damit sowieso. Davon zeugt die prall gefüllte Asservatenkammer des Bundes. Mit gewissen Objekten lässt sich auf dem Schwarzmarkt richtig viel Geld machen.

Lörtscher greift in ein Wandregal, holt ein kleines Päckchen hervor und packt es aus. Zum Vorschein kommt ein feiner gewebter Schal. «Der ist aus Shahtoosh, der Wolle der Tibetantilope. Ein solcher Schal kostet bis zu 20'000 Franken auf dem Schwarzmarkt.»

Schal aus Shahtoosh
Legende: Für die Herstellung eines Schals aus Shahtoosh müssen drei bis fünf Tibetantilopen getötet werden. Die Tierart ist vom Aussterben bedroht. Reuters

Die Nachfrage ist gross und das Risiko erwischt zu werden klein. Selbst wenn: Die Strafen bei Verstössen gegen das Artenschutzabkommen sind vielerorts allzu milde. Die Verlockung ist umso grösser.

Daran wird auch die nächste Verhandlungsrunde über das Artenschutzabkommen kaum etwas ändern. Die Bestände in der Berner Asservatenkammer dürften weiterwachsen.

Verzierter Schädel aus der Asservatenkammer.
Legende: Die Kammer ist eigentlich eine Schatzkammer. Deshalb ist sie besonders gut geschützt und gesichert. SRF / Urs Gilgen
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