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So wird in der Schweiz verhütet
Aus SRF 4 News aktuell vom 23.02.2021. Bild: Keystone/sda
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Verhütungsmethoden «Verhütung in der Schweiz ist immer noch Frauensache»

Die Antibabypille ist out. Und auch das Kondom. Das zeigen die neuesten Daten der Schweizerischen Gesundheitsbefragung. Nur noch jede dritte Frau verhütet mit der Antibabypille. Und nur noch jeder zweite Mann verhütet mit einem Kondom. Christine Sieber von der Stiftung Sexuelle Gesundheit Schweiz schätzt die Ergebnisse der Befragung ein.

Christine Sieber

Christine Sieber

Projektleiterin Stiftung Sexuelle Gesundheit Schweiz

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Christine Sieber ist Projektleiterin bei der Stiftung Sexuelle Gesundheit Schweiz. Sie arbeitet am Bericht des Bundesamts für Statistik zur Schweizerischen Gesundheitsbefragung 1992-2017 mit, in der das Sexualverhalten der Schweizer Bevölkerung untersucht wurde.

SRF News: Warum braucht nur noch ein Drittel der Frauen die Pille?

Christine Sieber: Es gibt viel mehr Auswahlmöglichkeiten. Gerade die Möglichkeiten für hormonelle Verhütung haben sich enorm erweitert in den letzten rund 20 Jahren. So gibt es heute zum Beispiel den Vaginalring, Verhütungspflaster, die Hormonspirale oder das Hormonstäbchen. Bei dieser Auswahl entscheiden sich Frauen offenbar nicht mehr einfach für die Pille.

Zudem wurde in der Presse auch auf Risiken der Pille hingewiesen: Etwa beim Fall einer jungen Frau, die die Pille nahm und eine Thrombose erlitt. Das hatte sicher auch Auswirkungen auf die Wahl Verhütungsmethode.

Die Studie zeigt auch, dass je nach Lebensabschnitt andere Verhütungsmethoden bevorzugt werden.

Ja, das kann man so nachweisen – bei Frauen und Männern. Faktoren sind das Alter, der Fortpflanzungsstatus oder der Beziehungsstatus. Junge Frauen haben zum Beispiel oft ein erhöhtes Bedürfnis nach einer sicheren Verhütung, weil sie nicht schwanger werden möchten. Dann wählen sie eine sichere Methode, die in der Regel hormonell ist. In einer späteren Phase wünschen Frauen vielleicht nicht länger hormonell zu verhüten und entscheiden sich für eine nicht hormonelle Methode. Nach einer Geburt kommt wieder eine andere Lebensphase mit anderen Ansprüchen.

Wenn man die Statistik seit 1992 anschaut, verhüten Männer immer weniger mit dem Kondom. Warum?

Das hat auch mit einer abnehmenden Dringlichkeit zu tun. Das Thema wird nicht mehr gleich dringlich angeschaut wie in den Zeiten, als etwa HIV ein grosses Problem war. Was man aber sagen kann: Obwohl es in der Schweiz eine rückläufige Verwendung des Kondoms gibt, wird es sehr häufig eingesetzt in Situationen, die als risikoreich gelten.

Die Entwicklung von neuen Verhütungsmethoden für Männer kommt seit Jahren nur kümmerlich voran.

Beim Sex mit einem Gelegenheitspartner oder einer Gelegenheitspartnerin gaben 79 Prozent der Frauen und 77 Prozent der Männer an, beim letzten Mal ein Kondom verwendet zu haben.

Dennoch: Männer brauchen tendenziell allerdings weniger Kondome und lassen sich beispielsweise auch weniger häufig sterilisieren. Ist Verhütung in der Schweiz Frauensache?

Ja, Verhütung in der Schweiz ist immer noch Frauensache. Wenn neue Verhütungsmittel auf den Markt kommen, dann sind die ausschliesslich für Frauen. Während die Entwicklung von neuen Verhütungsmethoden für Männer, ob hormonell oder nicht hormonell, seit Jahren nur kümmerlich vorankommt.

Solange es keine Auswahl an qualitativ guten und nebenwirkungsarmen Verhütungsmethoden für Männer gibt, bleibt das wohl noch länger so. Dies, obwohl wir feststellen, dass Männer vermehrt Beratungen aufsuchen, weil sie selbst verhüten wollen. Sobald es hier gute Angebote geben wird, bin ich überzeugt, dass Verhütung nicht länger hauptsächlich Frauensache bleiben wird.

Das Gespräch führte Claudia Weber.

SRF 4 News, 22.02.2020, 10 Uh;

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