Hannes Germann ist ein altbekanntes Gesicht in der Schweizer Politik: Seit 2002 politisiert der Schaffhauser bereits im Ständerat, später präsidierte der SVP-Politiker gar die Kleine Kammer. So war es auch nicht verwunderlich, dass die SVP des Kantons Schaffhausen den 63-Jährigen im Frühling erneut als Ständeratskandidaten nominiert hat.
SRF: Hannes Germann, Sie sind einer der amtsältesten Ständeräte. Wie häufig wurden sie schon als Sesselkleber bezeichnet?
Hannes Germann: Noch nie, ich habe noch nie von jemandem gehört, es wäre Zeit für jemand Jüngeres oder eine Frau. Solange man den Job gut macht, sind diese Stimmen auch nicht zu hören. Natürlich bin ich sicher länger im Amt als andere. Aber ich mache es so gerne und glaube, ich kann dem Kanton Schaffhausen, der ganzen Region und auch unserem Land viel bringen. Deshalb fühle ich mich aufgrund meiner Motivation berufen, nochmals vier weitere Jahre zu machen.
Sie sind ein gemässigter SVP-Politiker. Häufig weichen Sie von der Parteilinie ab, bezeichnen das aktuelle Wahlplakat etwa als «degoutant». Trotzdem betonen Sie stets, in der richtigen Partei zu sein. Was hält sie in der SVP?
Wir haben natürlich gewisse Grundwerte, die ich teile. Dann bin ich ja ein Vertreter der Schaffhauser SVP und kann da hinter praktisch allem stehen. Vielleicht habe ich nicht immer die gleiche Meinung, auch bei der nationalen Partei. Aber wenn man natürlich mal abweicht – insbesondere als Standesvertreter – fällt das auch auf. Es braucht natürlich Mut, von der Parteilinie abzuweichen. Aber ich denke, genau das muss ein Standesvertreter können. Er muss überparteilich handeln können und mit anderen zusammen Mehrheiten bilden. Das geht ja bekanntlich nicht allein. Im Nationalrat ist das ein bisschen anders.
Bei Finanz-und Wirtschaftsthemen sind Sie auf Parteilinie. Wie verhält es sich bei Umweltthemen? Hier ist die SVP der Meinung, der Klimawandel finde statt. Als kleine Schweiz grosse Einschränkungen zu machen, sei aber sinnlos.
Wir sind ein Staat, der das Pariser Klimaabkommen unterzeichnet hat. Auch ich konnte diesem im Parlament zustimmen. Als sehr wohlhabender Staat sind wir dazu verpflichtet, eine Vorreiterrolle einzunehmen. Wenn wir beispielsweise bei Liegenschaften möglichst schnell vom Öl wegkommen würden, wäre das ein riesiger Anreiz. Möglich wäre das mit Solarenergie, die gerade bei Gebäuden sehr effizient ist. Mit intelligenten Netzen könnte man eine dezentrale Stromversorgung schaffen. Ich wäre stolz, wenn die Schweiz gegenüber anderen Ländern so eine Vorreiterrolle einnehmen könnte. Ich bin aber mit der Partei einig, dass wir Leute im Inland nicht finanziell bestrafen dürfen, die auf Mobilität angewiesen sind – wie beispielsweise Handwerker, die mit dem Lieferwagen auf Baustellen fahren müssen.
Das Interview führte Nadine Markwalder. Sie finden das ganze Gespräch im Audiofile.